Bewegung als Stresskiller

Der Arbeitstag war lang, die Laune ist im Keller. Jetzt ab aufs Sofa, Beine hoch und Fernseher an – so der häufige Gedanke. Warum wir dem Stresshormon Cortisol so nicht beikommen und eine Runde Fahrradfahren die Stimmung zuverlässiger hebt als Extreme-Couching, beleuchten wir hier.

Bildcredits: Kurt Ganglbauer

Von neun bis fünf im Büro und sich abends vors TV-Gerät fläzen: Noch nie haben sich die Österreicherinnen und Österreicher weniger bewegt als heute. Denn Autos, Rolltreppen und Lifte bringen uns bequem von A nach B. Mit dem Ergebnis, dass sich mindestens drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher zu wenig bewegen. Rund zehn Milliarden Euro kosten die Folgen von ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel unseren Staat jährlich. Neben körperlichen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Übergewicht oder Diabetes erfahren die psychischen Auswirkungen oftmals kaum Aufmerksamkeit. Dabei verbrennt Sport nicht nur Kalorien, er hilft in Zeiten der steigenden Burnout-Erkrankungen auch dabei, den Kopf freizubekommen.

Kampf oder Flucht
Schon unsere Vorfahren wussten, einem Angreifer entkommt man entweder durch Kampf oder Flucht. Unser evolutionärer Überlebensinstinkt ist immer noch erhalten und hilft uns dabei, Gefahren zu bewältigen, auch wenn diese heute wohl weniger als wildes Tier als in Form einer Deadline für das nächste Projekt auftauchen. Indem wir aber den ganzen Tag gemütlich sitzen bleiben, bleiben wir buchstäblich auf dem Stress sitzen. Denn während unser Körper auf der Couch Atmung, Blutdruck und Herzschlag zwar herunterfährt, bleiben die Muskeln jedoch angespannt und die vorher ausgeschütteten Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin, Insulin und Cortisol zirkulieren weiterhin durch den Körper. Werden sie nicht durch Aktivität abgebaut, kann das auf lange Sicht krank machen, da der Körper in einen dauerhaften Alarmzustand gerät.

Sport gegen Stress
Beim Sport werden Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. Diese wirken stimmungsaufhellend und ermüdungshemmend, sind also positiv für unsere Psyche. Zugleich sorgt Sport für den Abbau der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Bei der Behandlung von Burnout-Patientinnen und -Patienten kam zum Vorschein, dass sich bereits nach zehn Trainingstagen psychische Verbesserungen feststellen lassen. Wer regelmäßig trainiert, reagiert gelassener auf Belastungen und wird stressresistenter. Studien zeigen, dass Glückshormone wie Serotonin und Endorphine am stärksten bei Ausdauersportarten, z. B. Laufen oder Schwimmen, bei einer mäßigen Belastung von 30 bis 60 Minuten ausgeschüttet werden. Regelmäßiger Sport regt außerdem die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns an, es entsteht Raum für neue Gedanken. Sport lenkt nicht zuletzt auch ab. Während man sich auf die Übungen konzentriert, geraten Alltagsprobleme, über die man sich zuvor den Kopf zermartert hat, in den Hintergrund.

Laufen, Tanzen, Yoga
Als Stresskiller sind zahlreiche Sportarten geeignet, die es sich lohnt, auszuprobieren. So sorgen Yoga und Qigong etwa für bewusste Entschleunigung. Im Kollektiv Sport zu treiben, bringt zusätzlichen Spaß, ob nun im Fußballverein oder beim gemeinsamen Joggen im Park. Und auch Tanzen ist ein perfekter Stresskiller. Neben den ästhetischen Bewegungen, die das Selbstwertgefühl fördern, wirkt zugleich die Musik entspannend. Durch die Fokussierung auf die Schritte oder eine Choreographie lässt sich zudem ein sogenannter Flow-Zustand erreichen, bei dem wir völlig in eine Tätigkeit vertieft sind und restlos darin aufgehen. Beim Tennis oder Squash schließlich lassen sich angestaute Aggressionen durch den dosierten Schlagabtausch sehr gut abbauen. Welche Sportart auch immer den für euch idealen Stresskiller darstellt: Von streikenden Druckern, dauerklingelnden Telefonen oder dem täglichen Morgenstau lassen wir uns in Zukunft nicht mehr so schnell unterkriegen!