The Go-Go-Gadget o Fitness-APP

Jeder kennt sie, viele nutzen sie und nur noch wenige können sich ihren sportlichen Alltag ohne sie vorstellen: Die Rede ist von den schier unzählig zur Verfügung stehenden Fitness-Apps, die mit ihren zahlreichen Tools geradezu tagein, tagaus ihre „User“ auf Trapp und somit in ständiger Bewegung halten (wollen). Doch können diese digitalen Gadgets, die sich zumeist emsig auf dem Smartphone oder der Smartwatch tummeln, tatsächlich zu mehr bzw. effektiveren Sport motivieren?
Wer kennt es nicht? Ein arbeitsintensiver Tag neigt sich seinem Ende zu, man sitzt im Auto und wie gewohnt landet man prompt im Stau! Alles steht! Just in diesem Moment ertönt mit den Worten „Zeit, sich zu bewegen!“ auch schon ein „vertrautes“ Geräusch nahe dem Handgelenk. Doch handelt es sich hierbei nicht etwa um die Stimme des coolen aus den 80ern stammenden schwarzen, für Recht und Verfassung kämpfenden Pontiac Firebird Trans AMs, sondern vielmehr um jene der high-technologisierten, für Fitness und Dynamismus fechtenden Smartwatch, die mit ihrem Timing wohl zusätzlich noch über zynische Fähigkeiten verfügt. Also was nun? Raus auf die Autobahn, 50 Liegestützen und heimwärts joggen, um ja zum vorgegeben Zeitplan sein tägliches Fitnesspensum zu erfüllen und einen „Anschiss“ seitens des digitalen Coaches zu vermeiden, oder wohl doch eher auf sein eigenes Bauchgefühl hören, im Auto sitzen bleiben und das geplante Sportprogramm stattdessen zu einem anderen, eher passenden Zeitpunkt entspannt nachholen?

Zugegebenermaßen mag dieses Szenario etwas überspitzt dargestellt sein, jedoch zeigt es – wenn auch nur sehr schemenhaft – , wie sich unser Bezug zur Fitness in Anbetracht der erfolgreichen Etablierung derlei digitaler „Mentoren“ im Laufe der Zeit im Sportbereich geändert hat. So lässt sich auch anhand diverser Beobachtungen feststellen, dass nicht nur Freizeit-, sondern ebenso Profisportler immer öfter die schon länger im Trend liegenden Fitness-Apps sportlich bestrebt herunterladen und sich dadurch diverse Wunder wie eine stählerne Bikini- respektive Baywatch-Badehosen-Figur erhoffen. Keine Frage, in vielerlei Hinsicht sind sie durchaus praktisch, insbesondere da nicht zwingermaßen jeder ein Fitnessstudio und somit gleichzeitig einen fachkundigen Trainer aus Fleisch und Blut um die Ecke zur Verfügung stehen hat und ebenso wenig auch nicht jeder der Typ für diese Art Training ist. Damit verbunden kommt ebenso noch der finanzielle Aspekt dazu. Des Weiteren zeigt sich ihr Potenzial vor allem in jenem Effekt, dass dadurch Leute, die potenziell wenig bis kaum Lust auf Sport verspüren, sich so zumindest kurzfristig für sportliche Aktivitäten motivieren können. Weitere Vorteile ergeben sich obendrein auf der sozialen Ebene, da sich diverse Apps genauso unkompliziert mit Freunden und Kollegen verlinken lassen und dadurch zusätzlich die Motivation gesteigert werden kann.
  
Ohne Zweifel, die richtigen Fitness-Apps können, um selbst gesteckte Ziele zu erreichen, durchaus eine große Unterstützung beim Training darstellen. In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig, sich nicht allzu leichtfertig auf sie einzulassen, da bei „falschem“ Gebrauch aus jedem der genannten Vorteile genauso verheerende Nachteile für Geist und Körper entstehen können. So kann es beispielsweise aufgrund der permanenten Lauf- und Schrittzeitmessung, täglichen Kalorienzählung und der regelmäßig angezeigten Ernährungstipps und Entspannungsübungen durchaus passieren, dass für den Sportler im Laufe der Zeit gar nicht mehr der Sport, sondern stattdessen vielmehr die Fortschritte innerhalb der App im Fokus stehen und nur noch die externe Belohnung derselben (z.B. Punkte, Komplimente) angestrebt wird. Zu viele Daten können den Benutzer demnach überfordern sowie landen die gespeicherten Aufzeichnungen schlimmstenfalls gar bei den Anbietern der Fitnessbranche, die fortan den User beharrlich mit entsprechender Werbung „belagern“. Eine weitere Gefahr besteht zudem in der unkontrollierten Ausführung der seitens der App angewiesenen Übungen, was gleichsam körperliche Schäden bzw. Schmerzen nach sich ziehen kann. Sohin weisen die meisten Apps ein erhebliches Suchtpotenzial auf und nur wenige berücksichtigen in ihrer Anwendung die individuellen körperlichen Schwächen bzw. Stärken ihrer Nutzer. Ergo wären ein bedachter Umgang sowie die Einhaltung folgender Regeln beim Training mit diversen digitalen Gadgets durchaus ratsam:
 
•    Behalte die Verantwortung;
•    Gehe konzentriert an die vorgeschlagenen Übungen heran;
•    Achte auf die Signale deines Körpers und höre auch darauf;
•    Integriere „Warm-ups“ sowie „Cool-downs“ in dein Training;
•    Erstelle ein vielseitiges Trainingsprogramm; 
•    Wähle Apps mit Bedacht;
•    Beziehe bei Problemen die Meinung eines erfahrenen Trainers mit ein;
  
Die Quintessenz lautet somit, wenn sich eine Fitness App unterstützend auf das Ausführen sportlicher Aktivitäten auswirkt, sollte sie natürlich auch genutzt werden, jedoch ohne dabei die Kontrolle über sich und seinen Körper aus den Augen zu verlieren! Denn wahre Motivation sowie effektives Training lassen sich nicht downloaden! Und nun auf, auf! Genug tachiniert! Zeit für etwas Bewegung!