Die größten Trainingsmythen

Vor dem Sport muss man sich dehnen, erst nach 30 Minuten Sport verbrennt man Fett und Muskelkater ist gesund – was ist dran an gängigen Sportmythen? Wir machen den Reality-Check.

Bildcredits: Kurt GANGLBAUER

1) Erst nach 30 Minuten Sport verbrennt man Fett.
Falsch. Zucker und Fett verbrennt der Körper ab dem ersten Schritt, die verschiedenen Arten der Energiegewinnung laufen dabei parallel ab. Was allerdings stimmt, ist, dass die Fettverbrennung in der Regel erst nach 20 bis 30 Minuten auf Hochtouren läuft, nachdem die Glykosespeicher im Laufe des Trainings immer leerer werden. Je trainierter jemand ist, desto höher ist auch der Anteil an Energie, der aus Fetten gegenüber von Kohlehydraten gewonnen wird.

2) Nach dem Sport verbrennt man weiter Fett.
Richtig. Dieser Mythos darf ins Reich der Fakten übersiedeln. Denn Messungen zeigen, dass wir auch nach dem Sport weiter Fett verbrennen, bei starken körperlichen Belastungen wie einem Marathon sogar bis zu einem Tag lang. Auch nach dem Training ist die Stoffwechselaktivität noch eine Zeit lang höher als zuvor – am größten ist der Nachbrenneffekt direkt nach dem Sport. Wie bereits dargelegt bezieht der Körper die benötigten Reserven dann vor allem aus dem Fettspeicher. Bei anstrengenden Intervall- und Kraft-Zirkel-Trainings lässt sich der Effekt besonders gut nutzen.

3) Stiegensteigen ersetzt das Joggen.
Jein. Grundsätzlich ist es ein guter Ansatz, statt des Lifts öfter mal die Treppe zu nehmen. Um nicht nur ein paar zusätzliche Kalorien zu verbrauchen, sondern z. B. auch noch den Herzmuskel zu trainieren, müsste man aber mindestens 15 Minuten am Stück Stiegensteigen. Weltweite „Staircase Runnings“ sorgen jedoch dafür, dass Stiegensteigen heute tatsächlich schon oftmals als echter Sport betrieben wird. Schweizer Wissenschaftler der Universität Genf konnten mittlerweile sogar belegen, dass der Fettanteil, der diastolische Blutdruck sowie das „schlechte“ LDL-Cholesterin bei konsequenten Aufzugverächtern konsequent zurückgehen.

4) Vor dem Sport muss man sich dehnen.
Falsch. Der Großteil der Hobbyathletinnen und -athleten dehnt vor dem Sport die Muskeln. Was aber die wenigsten wissen, ist, dass sich dadurch keine Verletzungen verhindern lassen. Viel sinnvoller ist es, nach dem Training zu dehnen, da etwa Joggen die Muskeln verkürzt. Anders ist das bei Sportarten, die maximale Beweglichkeit erfordern, etwa beim Turnen oder rhythmischer Sportgymnastik. Hier ist Dehnen vor dem Training durchaus sinnvoll. Generell gilt aber, dass man sich vor dem Sport eher aufwärmen sollte als zu dehnen.

5) Schwimmen ist der gesündeste Sport.
Jein. Schwimmen ist gelenkschonend, die Verletzungsgefahr ist gering und auch Übergewichtige können ohne Schwierigkeiten damit starten. Stimmt, jedoch drückt der Wasserdruck auch auf die Gefäße und damit aufs Herz. Viele überstrecken beim Brustschwimmen zudem den Nacken, was für einen Teil der Wirbelsäule schädlich ist. Auch die Kniegelenke falsch zu belasten, ist unter Hobbyschwimmerinnen und -schwimmern weit verbreitet. Prinzipiell ist Schwimmen aber zu empfehlen: Es trainiert die Muskulatur, verbrennt ordentlich Kalorien und steigert die Ausdauer.

6) Muskelkater ist gesund.
Falsch. Viele glauben, dass ein Muskelkater Zeichen eines besonders effektiven Fitnesstrainings ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich deutet ein Muskelkater darauf hin, dass ihr eure Muskeln überfordert habt. Menschen, die wenig Sport treiben, leiden daher eher unter einem Muskelkater als Trainierte. Der Schmerz eines Muskelkaters entsteht dadurch, dass in den Muskelfasern kleine Risse entstehen und sich deshalb die Gewebsflüssigkeit darin einlagern kann. Gewöhnlich ist ein Muskelkater erst am nächsten Tag spürbar, da der Entzündungsprozess einige Stunden dauert. Während eines Muskelkaters solltet ihr nur moderat weitertrainieren oder euch überhaupt eine Pause gönnen, ansonsten riskiert ihr im schlimmsten Fall einen Muskelfaserriss.